Vier Jahre, das ist eine lange Zeit. Vier Jahre ist es her, als ich hier über meinen letzten PC Bau berichtet habe. Obwohl der PC 2010 noch unproblematisch seinen Dienst versieht und eigentlich auch (fast) allen Aufgaben gewachsen ist, wird es nach vier Jahren wieder Zeit an ein neues System zu denken.
Die Rahmenbedingungen waren ähnlich wie 2010: der PC sollte effizient und leise seine Arbeit verrichten, trotzdem auf der Höhe der Zeit sein um fordernde Spiel à la Starcitizen mit spielbaren 60fps auf den Monitor zu zaubern – und das bei vernünftiger Full HD Auflösung. 4k oder gar 5k sind (noch) kein Thema.
Finanziell ist das Ende der Fahnenstange wiederum im Bereich um €1500.- wohl definiert. Obwohl die Preise im PC Segment im Vergleich zu 2010 deutlich nachgelassen haben, ist dies nach wie vor eine realistische Marke unter den zuvor genannten Voraussetzungen. Natürlich bekommt man heute ungleich mehr Leistung für das gleiche Geld als noch vier Jahre zuvor (wenngleich sich abzeichnet, dass das Moorsche Gesetz seine Gültigkeit verlieren dürfte).
Auch die Frage, ob ein Apple als Konkurrenz zur Windows PC Plattform taugt hat sich nicht grundlegend geändert und dürfte eher in einer Grundsatz- als einer Fakten basierten Diskussion enden, weshalb ich hier wiederum auf meinen vier Jahre alten Eintrag verweise.
Letztendlich sei noch erwähnt, dass nicht zuletzt aufgrund des offensichtlichen Klimawandels und dadurch zu erwartender, steigender Energiepreise die Effizienz des Gesamtsystems ein wichtiges Entscheidungskriterium darstellt.
Komponentenauswahl
Bei der Konzeption eines state-of-the-art PC Systems geht man ebenfalls nicht viel anders vor, als es noch vor vier Jahren der Fall war. Grundsätzlich muss man sich zwischen folgenden Plattformen entscheiden:
- AMD CPUs
Günstig, Leistung eher im Mittelfeld, nicht sehr effizient - Intel CPUs mit Sockel 1150
Günstiges Preis-/Leistungsverhältnis, vielfältiges Angebot am Markt, am Ende seiner Laufzeit – letzte CPU Generation kann mit Sockel 2011-v3 mithalten - Intel CPUs mit Sockel 2011v3
Aktuellste“Haswell-E“ CPUs, mit DDR4 RAM und X99 Chipset, niedrige TDP, viel Leistung für gerade noch angemessenes Geld, sechs oder acht Kerne
Nach reiflicher Überlegung und in Anbetracht des Budgetrahmens viel schließlich die Wahl auf ein System der neuesten Generation mit Sockel 2011v3.
Gehäuse
Beim Thema Gehäuse gelten nach wie vor die selben Entscheidungskriterien wie schon anno 2010:
- Genug Platz für alle Komponenten
- Leise, große Belüftung mit Staubfilter
- Flexibel zerlegbar ohne Werkzeug, Kabelmanagement
Damit es auch noch schick aussieht, hab ich mich diesmal für das Corsair Vengeance C70 im Farbton Military Green entschieden – womit auch gleich das „Thema“ des Designs definiert ist. Für diesen Mid-Tower gibt es auch ein passendes Dämmset von King Mod über caseking.de. Wer dem Military Look nichts abgewinnen kann, für den gibt es das Gehäuse auch in schwarz oder modischem weiß.
Ansonsten bietet der Mid Tower reichlich Platz für eigene Mods, auch eine Wasser- statt der hier vorgestellten Luftkühlung findet problemlos Platz. An der Front finden sich zwei USB 3.0 Buchsen ebenso, wie Anschlüsse für Mikro und Kopfhörer sowie Power- und Resetknopf.
CPU
Das wohl wichtigste Bauteil eines PCs ist und bleibt die CPU. Mit dieser Entscheidung werden natürlich alle wichtigen Weichen für den Rest des System gestellt. Wie bereits zuvor erwähnt erfolgte auf Basis der Abwägung aller Kriterien eine Intel CPU des Typs Haswell-E und damit Sockel 2011-v3. Die Intel i7-5820K CPU bietet aus heutiger Sicht das bei weitem beste Preis/Leistungsverhältnis und im Gegensatz zum i7-4790K auch keine integrierte GPU, die dank extra Grafikkarte ohnehin nur brach liegen würde.
CPU Kühlung
Zur Kühlung der CPU gilt es im Grunde zu wählen zwischen herkömmlicher Luftkühlung oder etwas futuristisch anmutender Wasserkühlung.
Letzteres mag vielleicht verwundern, doch so genannte all-in-one (AIO) Kühlungen sind sowohl von der technischen Handhabbarkeit als auch vom Preisniveau in Regionen vorgerückt, die eine echte Alternative zur Luftkühlung darstellen. So bietet z.B. Raijintek mit dem Modell Triton eine solide Performance die auch noch verdammt gut aussieht (vor allem mit grünem Fluid sehr gut passt) und auch preislich eine Überlegung wert wäre. Was man aber bei Wasserkühlung der CPU nicht vergessen darf: auch die ELKOs des Mainboards und das RAM benötigen ein laues Lüftchen um nicht abzufackeln – entsprechend muss der Gehäuselüfter dimensioniert werden.
Für konservative Zeitgeister gibt es natürlich auch die herkömmliche Variante, wobei hier der Silver Arrow IB-E von Thermalright sowohl farblich als auch in punkto Performance sehr gut zu dem vorgestellten System passt.
Mainboard
Für die aktuelle Haswell-E CPU Linie empfiehlt Intel den X99 Chipsatz um alle Features der neuen CPU Generation auch entsprechend nutzen zu können. Das Angebot an Mainboards ist mittlerweile auch auf dieser Plattform sehr groß, ich habe mich für das AsRock x99 Extreme4 entschieden weil es aktuell das wohl beste Preis/Leistungsverhältnis für diese Plattform bietet..
RAM
Mit der Entscheidung für die Haswell-E CPU wird neues DDR4 RAM obligatorisch, denn nur so kann die Performance des Memory Controller’s voll ausgenutzt werden. Um quad channel voll auszunutzen, sollten mindestens vier gleichartige DIMMs vorhanden sein, was bei aktuellem Angebot wohl zwangsweise zu einem 4×4 Modul führt. Mit diesen 16GB RAM ist man wohl die nächsten vier Jahre bestens gerüstet. Und die Frage, ob man ein 32- oder doch 64bit Betriebssystem wählt, sollte sich ohnedies längst nicht mehr stellen.
Das „G.Skill RipJaws 4 DIMM Kit 16GB DDR4-2400 CL15-15-15-35″ Modul bietet einerseits Overclocking Reserven (Normtakt sind 2133 MHz) andererseits ein gutes Preis/Leistungsverhältnis. Farblich passt wohl am ehesten die schwarze Version in das System.
Massenspeicher
Als defacto Standard für einen PC hat sich ein Mix aus SSD und HDD etabliert. Die SSD übernimmt dabei die Aufgabe, der Boot- und Betriebssystempartition, während Applikationen und Daten auf der HDD landen. Damit erreicht man eine sehr gute Systemperformance mit einem sinnvollen Budgetrahmen. Die Trennung von System, Applikation und Daten auf unterschiedlichen Partitionen bzw. sogar Hardware, kann man kontrovers diskutieren – ich habe damit bis dato nur positive Erfahrungen gemacht.
Als SSD bietet sich ein 512GB Modell an. Damit schafft man auch locker eine Dualboot Setup, um etwa Windows und Linux parallel zu betreiben. Ich habe mich für eine besonders günstige Variante entschieden, die Transcend SSD370 512GB. Mit Abstrichen in der Top Performance bietet diese SSD ein außerordentlich gutes Preis-/Leistungsverhältnis. M.2 SSDs sind derzeit noch schlicht zu teuer, vom Mainboard würden diese aber unterstützt werden.
Bei der HDD sollte es mindestens ein 2TB Modell sein, bei Bedarf und entsprechenden Budget auch ein RAID Verbund. Ich wählte eine Seagate Desktop SSHD 2TB. Diese Festplatte verwendet als internen Cache eine SSD, sodass die Gesamtperformance der Platte deutlich über normalen HDDs liegt. Ich habe bewusst auf einen RAID Verbund verzichtet, weil ich von den wichtigen Bereichen ohnehin Backups auf das lokale NAS ziehe, ein späteres Aufrüsten ist aufgrund der Systemkomponenten kein Problem.
Netzteil
Ein wichtiger Faktor für die Stabilität eines PC Systems einerseits und die Effizienz andererseits ist die Wahl des geeigneten Netzteils. Ein Netzteil, das heute nicht zumindest eine 80 Plus Gold Zertifizierung aufweist, kann man getrost ignorieren. Defacto hab ich mich für das Enermax Platimax 750W ATX 2.4 entschieden, das sogar mit der Platinum Zertifizierung aufwarten kann. Mit 750W sind genug Reserven vorhanden um z.B. auch einen SLI Betrieb zu ermöglichen.
Dank der Effizienz des Gesamtsystems kann man mit Abstrichen bei der Grafikkarte auch ohne weiteres auf ein 600W Teil ausweichen, spart dann etwa €20.- in der Anschaffung. Ein modularer Kabelaufbau sollte in der Klasse über €100.- eigentlich selbstverständlich sein und dank dem gewählten Gehäuse einen sehr sauberen Systemaufbau ermöglichen.
Grafikkarte
Last but not least: das ewige Thema Grafikkarte. Eine Grundsatzentscheidung muss man nach wie vor zwischen den beiden Platzhirschen Nvidia und AMD fällen, wobei aktuell – und das kann sich bis zum Weihnachtsgeschäft durchaus wieder ändern – Nvidia leicht die Nase vorne haben dürfte. Deshalb wurde für das vorgestellte System ein guter Kompromiss zwischen Stromverbrauch, Leistung und Preis gesucht und gefunden: die Gigabyte GTX970 G1. Die Verfügbarkeit dieser neuen Chipsatzgeneration ist leider sehr limitiert, als Alternativmodell würde sich eventuell das MSI Modell eignen, das zwar nicht ganz so hoch getaktet ist, dafür aber auch leiser arbeitet.
Fazit
Mit dem vorgestellten Systemkonzept erhält man einen PC im unteren Topsegment, für 20% mehr Leistung – und damit die Speerspitze – müsste man dann aber schon das 2-3 fache auslegen. Insofern stellt es ein guter Kompromiss zwischen aktueller Technik, erzielbarer Leistung und vernünftigen Preis da.
Update 14.12.14
Im c’t 1/15 gibt es einen ähnlichen („High End“) Bauvorschlag ebenfalls für €1500.-, zwar mit stärkerer CPU, dafür Abstrichen in der SSD/HDD Ausstattung.
Update 27.01.15
Auf heise.de ist nachzulesen, wie Nvidia mit der GTX970 seine Kunden hinter’s Licht führt, weshalb man beim Nachbau die hier vorgeschlagene Grafikkarte eventuell noch einmal überdenken sollte. Viele Alternativen gibt es aber trotzdem nicht, immerhin bieten die Reserven des Systems auch die Möglichkeit das AMD Flaggschiff Radeon R9 290 einzusetzen.