Ich steh dazu. Ein Toughbook war so was wie ein Kindertraum von mir, seitdem es Laptops gibt. „War“ deshalb, weil ich nun auch eines besitze. Outdoor finde ich irgendwie sehr attraktiv, Camouflagelackierung wäre noch nett – aber vorerst konzentrieren wir uns auf’s wesentliche.
Wer ein auf neudeutsch „rugged“ genanntes Notebook sucht, kommt an der Panasonic Toughbook Serie nicht vorbei. Diese Serie, verfügbar seit 1997, erfällt teilweise auch militärische Standards und ist der typische Vertreter jener Klasse von Notebooks die selbst härtester Behandlung standhalten. Entsprechend aufwendig ist deren Konstruktion, was sich neben dem Gesamtgewicht auch im Preis niederschlägt. Typische Features sind dafür bruchfestes Magnesium Gehäuse, beheizte Festplatten für extreme Temperaturen, wasserfest nach IP65 und vieles mehr – sozusagen das Gegenteil eines filigranen Designstücks á la Apple Airbook.
Erfreulicherweise hat sich auf Ebay ein recht umfangreicher 2nd Hand Markt etabliert. Über diesen werden gebrauchte Toughbooks in funktionsfähigem Zustand zu durchaus akzeptablen Preisen angeboten. Exemplare der Serie Cf-29 bekommt man da schon ab etwa €200.- (Stand Ende 2013) mit rund 4-5000 Betriebsstunden (ja, diese Notebook Klasse misst seine Betriebsstunden über das BIOS).
1-2-3 Meins
Wie es der Zufall so will erfüllte ich mir kürzlich zu Weihnachten meinen Kindheitstraum und holte mir über besagte Plattform ein Exemplar des CF-29, genauer ein MK-4 (vorletzte Evolutionsstufe) mit 1,6GHz CPU, GPRS, WLAN, 1,5GB RAM und 80GB HDD.
Die technische Ausstattung klingt nach heutigen Maßstäben mikrig, aber wie gesagt – bei Toughbooks stehen andere Werte im Vordergrund – und immerhin hatte es den maximalen (offiziellen) RAM Ausbau erreicht.
Hard- & soft troubles
Trotzdem war das Ding in der Praxis eine lahme Ente. Das angestaubte Windows XP bootete zwar schnell wurde aber genauso schnell nach elendig langsam. Die Ursache war schnell gefunden: sobald man ein Programm startete überhitzte die CPU, die zwecks Sebstschutz die Taktfrequenz massiv runterregelte. Abhilfe schuf die Erneuerung der Wärmeleitpads, wie in diesem Artikel beschrieben.
Trotzdem hackte es noch immer: Der WLAN Zugriff über das integrierte Modul brach aus unerfindlichen Gründen immer wieder zusammen, und das Notebook lahmte. Dank Sysinternals war auch hier der Übeltäter schnell gefunden: ein verrückt spielender svchost Prozess, gestartet von Windows Update, drückte regelmäßig die Performance in den Boden.
Tuning
Ich entschloss mich das Betriebssystem von Grund auf neu zu installieren. Ursprünglich angedacht war ein Windows XP SP3, nach Studium einiger Internetartikel entschloss ich mich allerdings zu zwei Maßnahmen:
- Ersatz der extrem lahmen Festplatte durch eine flinke SSD
- Einsatz von Windows 7 statt Windows XP
Ich war skeptisch. Einerseits kostete eine IDE SSD (genauer das Modell Transcend TS128GPSD330 mit sagenhaften 128GB) nochmals eine Stange Geld, andererseits war ich nicht sicher, ob die alte Hardware einen Sprung um zwei Windows Versionen schaffen würde. Original wurde das Notebook immerhin zu Windows XP Zeiten designed und ausgeliefert. Doch wenn schon SSD, dann auch ein ordentliches Windows, das damit umgehen kann (Stichwort ATA trimm Kommando).
Tipp
Wer keine IDE SSD verbauen will, sondern vielmehr auf die moderne SATA Schnittstelle setzt, muss das eingesparte Geld in einen IDE/SATA Konverter investieren, der in den CF-29 HDD Käfig passt, wie etwa der von Techstuff angebotene.
Der Tausch der HDD ist im Nu erledigt, ein Youtube Video zeigt wie es geht. Eigentlich ist die Beheizung bei einer SSD nicht notwendig, da eine SSD keine beweglichen Teile besitzt. Um keinen Fehler zu erzeugen, ist es anzuraten, sie trotzdem zu verbauen. Die SSD wird problemlos im BIOS as 128GB HDD erkannt.
Die Installation von Windows 7 – ich hab mich für eine komplette Neuinstallation entschieden, alternativ kann man die alte HDD clonen und Windows upgraden – lief recht flott. So richtig auskosten darf man den Geschwindigkeitsgewinn dann aber beim Arbeiten unter Windows. Man hat das Gefühl auf aktueller Notebook Hardware zu arbeiten.
Treiber
Windows 7 erkennt fast die gesamte Hardware, bei folgenden Komponenten gibt es aber keine nativen Windows 7 Treiber:
- Bildschirm
Dies ist aber nur relevant, wenn man ein Touchscreen Modell hat – hier gibt’s einen Lösungsweg mittels Vista Treiber Hack. Für alle anderen reicht der Windows Standard VGA Treiber, da dieser die maximale Auflösung von 1024×768 unterstützt. - GPRS Modem – Siemens MC75
- AC97 Soundmodul
- Unbekanntes AHCPI Modul
Der Vista Treiber Hack könnte auch bei den anderen Treibern funktionieren, für die es offizielle Panasonic Vista Treiber gibt. Oder einfach mit dem Kompatibilitäts-Modus von Windows 7 herumspielen….