Yamaha RX-V1600 Reparatur

Viele Jahre lang hielt mein Yamaha RX-V1600 das Versprechen eines hochwertigen AV-Receivers – immerhin hatte dieser anno 2005 knapp €1000.- gekostet – und liefert brav und unauffällig seinen Dienst bis er vor ein paar Wochen plötzlich zu zicken begann.

Angefangen hat es mit unmotiviertem Ausschalten. Dachte ich zuerst noch an die Schutzschaltung der Endstufe, ging es nach einem vom-Netz-trennen Spiel wieder klaglos weiter. Der Vorgang wiederholte sich einige Male, bis er dann gar nicht mehr wollte. Beim Einschalten hörte man zwar noch ein „klick“ (der Standby Trafo schaltet also durch), doch sonst machte er keinen Mucks mehr.

Nach zünftiger Internet Recherche traf ich auf einige Leidgenossen und in einem deutschen Reparaturforum fand ich auch den goldenen Hinweis: Ein unterdimensionierter Keramikkondensator versagt bei vielen Modellen dieser Bauzeit sehr häufig den Dienst. Das Bauteil kostet weniger als einen Euro, da ich einen Lötkolben mein Eigen nenne, Garantie schon längst abgelaufen war und das Ding vielleicht noch €100.- bei Ebay Wert wäre (vorausgesetzt es würde funktionieren) startete ich einen DIY Reparaturversuch.

Gerät inspizieren

Es half also nichts, ich musste das Gerät öffnen. Nach mühsamer Abklemmerei der 5.1 Anlagen und aller Zuspieler (zuerst noch schnell ein Foto gemacht!), hatte ich das verstaubte, geschätzte 15 Kilo Ding in der Hand.

Yamaha RX-V1600

Yamaha RX-V1600, rechts die Stromanschlüsse die sich auf dem Power PCB befinden

Das Öffnen des Gehäuses geht recht schnell von Hand, mit einem PH-2 Schraubenzieher öffnet man die zwei großen Schrauben oben, vier seitwärts, vier silberne und eine schwarze rückwärts. Danach kann man die Abdeckung kraftlos abnehmen.

Hilfsmittel
Zur weiteren Analyse empfiehlt es sich, die Schaltpläne im Internet zu ergattern. Diese, sowie Handbuch und Servicemanual findet man hier (Registrierung erforderlich).

Power PCB ausgebaut

Power PCB ausgebaut

Das Power PCB mit dem Standby Trafo befindet sich unmittelbar links hinten, gleich bei den Stromanschlüssen. Der Ausbau ist recht einfach: die rückwärtigen Schrauben sowie alle drei Kabelstecker lösen. Das vierte und längste Kabel ließ ich unangetastet, da der Stecker irgendwo auf einer anderen Platine sitzt das Kabel aber lang genug ist um die Platine aus dem Schacht zu heben.

Schaltplanausschnitt - mit dem Schurken (C4)

Schaltplanausschnitt – mit dem Schurken (C4)

Gemäß obigem Forumsbeitrag begann ich also die Suche nach Kondensatoren. Glücklicherweise gibt es nicht allzu viele auf der recht übersichtlich aufgebauten Platine, sodass ich gleich beim zweiten fündig wurde. Die Messung mittels Multimeter zeigte gleich – das Teil ist hinüber und musste tatsächlich ersetzt werden. Ein Blick in den Schaltplan (Power (2) PCB) bestätigte, es handelte sich um ein Kondensator C4 mit den Kennwerten 0,022μF / 600V=.

Zoom auf den Übeltäter C4

Zoom auf den Übeltäter C4

Da ein Keramikkondensator dieses Typs nicht aufzufinden war, entschloss ich mich gemäß der Empfehlung aus dem Forum auf ein impulsfestes, selbstheilendes, MKP Exemplar mit 0,022μF / 1000V= / 400V~ auszuweichen. Bei Conrad gab es glücklicherweise einen ähnlichen (MKS) vorrätig, für sagenhafte 55 Cent. Einziges Manko, das Rastermaß des Ersatzteils war 15mm, das Original hatte 10mm. Die Beine des Neuteils sind recht kurz, mit ein bisschen Fingerspitzengefühl und gutem Lötzinn bekommt man das aber hin.

Ersatzkondensator

Ersatzkondensator

Alles wieder zusammengebaut und siehe da: der Yamaha spielt ohne Einbußen wieder groß auf. 55 Cent ausgegeben, hunderte für ein Neugerät gespart – vom ökologischen Fußabdruck mal ganz zu schweigen.

Update 24.03.13

Mittlerweile habe ich dank Google auch einen Keramikkondensator gefunden: nicht nur dass dieser ein Rastermaß von 10mm aufweist, er erfüllt auch die gewünschte Spezifikation in Bezug auf die Spannungsfestigkeit.

 

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24 Antworten zu Yamaha RX-V1600 Reparatur

  1. petrol sagt:

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  2. Lamkowski sagt:

    Hallo bei mir hat sich der Wiederstand R14 zerschossen..was ist das für einer? Rot,Rot,Rot,Gold 2,2KOhm? und was für ne Spannung etc?..Wäare schön wenn Du helfen könntest

    • Berni sagt:

      Hm, ich hab mir nochmals die Originalbilder angesehen, dürfte ein Orange-Rot-Rot-Gold = 3.2KΩ sein. In der Bestückungsliste für das Power PCB fehlt der R14 leider…

  3. Jowes sagt:

    Hallo Berni,
    vielen Dank, du hast meinen Tag gerettet 🙂 Ich musste zwar 9,95 Euro Versand und Verpackung bei Elpro „latzen“, aber dafür konnte ich meinem Schätzchen wieder Leben einhauchen.
    Schön das es Menschen wie dich gibt.
    Viele Grüße
    Jowes

  4. Bernie sagt:

    Hallo Berni

    Toller Tip. Hat fast geholfen. Der Keramikkondensator aus Deinem Update war für mich nicht geeignet, da nicht schaltfest. So ein befreundeter Elektriker. Egal, hat einen anderen genommen. Der Spaß hat 23,00 EUR gekostet und jetzt geht er wieder.

    • Berni sagt:

      Danke für den Hinweis, bin selbst auch kein Elektroniker. Kannst du hier eventuell posten, welchen Keramikkondensator du dann genommen hast?

  5. Hifi-Fan sagt:

    Hallo Berni,

    vielen Dank für deine Mühe. Mein 1600er hat nun auch den Geist aufgegeben und dank deiner Seite hier läuft er jetzt wieder perfekt.
    Hab übrigens den gleichen Kondensator wie du verbaut, allerdings wieder nur mit 630V= Den gabs beim Elektro-Händler um die Ecke, den 1000er leider nicht. Egal – wenn der in einigen Jahren wieder den Geist aufgeben sollte, dann weiß ich ja jetzt, wo ich suchen muss 🙂 Zudem hat der 630V das Rastermaß 10 und passt direkt.
    Dank deiner Fotos ist mir der Übeltäter beim Öffnen des Gehäuses sofort ins Auge gesprungen. Man braucht ja nicht einmal irgendeine Platine ausbauen. Kommt man gut so ran. Bin echt happy!

    Also nochmals vielen Dank!

    • Berni sagt:

      Hi Hifi-Fan,
      freut mich wenn auch dein 1600er wieder läuft, mittlerweile hab ich bei diversen Elektrohändlern auch schon einen passenden Ersatz im 10mm RM gefunden – somit ich bin ich gerüstet, wenn in 10 Jahren der MKS den Geist aufgibt 😉

      lg
      Berni

  6. Dominik Otte sagt:

    Hallo Berni,

    vielen, vielen Dank für den tollen Tipp und die super Reparaturanleitung. Ich hatte das selbe Problem mit dem „Klicken“. Zwar hatte der Kondensator noch etwa eine Restkapazität von etwa 1/3 (wenn ich richtig gemessen habe), aber das war wohl nicht ausreichend für eine einwandfreie Funktion. Nach dem Austausch funktioniert mein Receiver wieder tadellos. Ich bin nur interessieter Laie, aber manche Dinge kann man mit etwas gesundem Menschenverstand und mit den richtigen Tipps auch so wieder hinkriegen. Schön, daß es das Internet und Leute wie Dich gibt. Vielen Dank noch einmal,

    Dominik

  7. Dirk Michels sagt:

    Tagchen,stoeber gerade im Netz herum.
    Vielleicht kannst Du mir helfen?
    Mein RX -1600 lasest sich nicht mehr einschalten.
    Stecker ist Ok, die zwei Sicherungen sind auch ok,hab ich gemessen.
    Wohne im Raum Koeln,gibts vielleicht ne seriöse Adresse der ihn wieder ans laufen bekommt? MfG. Dirk

  8. Dirk Michels sagt:

    Hey,

  9. Detlef Coers sagt:

    Vielen Dank für diese tolle Anleitung. Hat meinen RX-V1800 wieder zum Leben erweckt und ich habe noch viel Geld für eine nötige Reparatur gespart.
    LG Dete

  10. Konrad sagt:

    Dank deiner Hilfe läuft auch mein 1600er wieder.
    Vielen Dank für diene Mühe

    Konrad

  11. Quantsch sagt:

    Hola Berni,

    mein RX-V1800 wollte nicht mehr starten und dank Deiner sehr guten Anleitung konnte ich den Übeltäter austauschen. Jetzt läuft die Mühle wieder wie geschmiert und ich hab mich von dem Gedanken einen neuen AV-Receiver zu kaufen verabschiedet.

    Zusammengefasst: 1€ investiert für ein Ersatzteil statt einiger hundert für einen neuen Receiver.

    Vielen Dank!

  12. Marco sagt:

    Auch von mir ein herzliches Dankeschön! Dank Deiner Anleitung und einer Investition von 0,30€ läuft auch mein 1600er wieder.

  13. Andreas Bauer sagt:

    Super Anleitung. Mein Yamaha RX-V1600 konnte damit in überschaubarer Zeit wieder zum Leben erweckt werden. Toll. Vielen Dank.

  14. Armin sagt:

    Vielen Dank. Heute haben wir den berüchtigten C4 getauscht und der RX V1600 läuft wieder ohne Probleme. Daran hätten wir uns ohne diese Anleitung nicht getraut.

  15. Martin Wößmann sagt:

    Mein 1600-er lässt sich nicht mehr einschalten. Wenn ich ihn ganz ausgeschaltet habe, also den kleinen Netzschalter betätigt, dann lässt er sich nicht wieder einschalten. Gleiches ist, wenn er vor längerer Zeit über den Stand By Schalter ausgeschaltet wurde, dann geht er ja von alleine irgendwann vom Netz. Ich muss erst den Netzstecker ziehen, wieder einstecken, dann einschalten. Nun geht er an.
    Was ist defekt?

    • Berni sagt:

      Hallo,
      die Beschreibung der Symptome ist ähnlich den von mir beobachteten: also Deckel auf und Kondensator prüfen sowie geg.f. ersetzen.
      lg

  16. Stefan sagt:

    Hallo zusammen und noch ein gutes Neues Jahr.
    Mich hat es vor Weihnachten mit meinem RVX 1800 auch erwischt.
    Heute mit einem 0,022μF / 1000V den C4 ersetzt. RM war zwar 15mm, aber die Beinchen etwas nach innen gebogen, dann hat es auch gepaßt.
    Voila, alles wie früher, vielen Dank für die Beschreibung und Anleitung.
    Nebenbei zu bemerken ist, das ist Postopfer geworden bin.
    Im Netz 2 x den Kondensator bestellt, 2 Tage später war der Brief da,
    schockierenderweise an der Seite aufgeschlitzt und nur der Flyer ohne Teile drin.
    Dem Verkäufer das mitgeteilt und gleichzeitig nochmal neu bestellt. Die Antwort vom Verkäufer: Tut ihm leid, passiert vor Weihnachten doch häufiger, er schickt mir Ersatz.
    Toll denke ich mir, hast genug Teile dann. Es kommen wirklich 2 Briefe an und? wieder einer offen ohne Bauteile.
    Die Postmitarbeiter haben es echt nötig.
    viele Grüße Stefan

    • Berni sagt:

      Hallo Steve,
      ja ich glaub von so manchen Post- und Lieferdienst Problemen könnte ich auch ein Lied singen. Freu mich trotzdem, dass der Tipp letztendlich funktioniert hat.

      lg

  17. Gast sagt:

    Vielen Dank für diese (noch immer) tolle Anleitung!

    Ich habe sowohl den hier empfohlenen Keramik Scheibenkondensator von „elpro“ (K 0,022µF 1000V RM10), als auch einen Keramik Scheibenkondensator mit identischen Eckdaten bei „reichelt“ (VIS HAX223MBACF0) gekauft, verbaut und getestet.

    Beide lösen die Grundproblematik, führen aber zu folgendem neuen Problem: sie „klacken“, bzw. produzieren ein „schaltendes“ Geräusch. Ich würde es als ein dauerhaftes und deutlich hörbares klackendes Schaltgeräusch beschreiben.

    Ich kann im Netz zu dieser Thematik leider nichts finden und kann es mir auch nicht erklären, daher die Hoffnung, dass mir hier jemand einen Tipp oder eine zündende Idee geben kann?

    Würde mich sehr freuen!

  18. Daksha sagt:

    Hi zusammen,

    war jetzt hier auch soweit mit dem Kondensator für meinen RX V 1600, nun denn, erst mal vielen Dank für die Anleitung, hat funktioniert…und es gibt eine Anmerkung bzw. ein aber:
    Der im Update verlinkte Kondensator funktioniert nicht (richtig). Hatte diesen einfach bestellt und nach dem Einbau bemerkt das ein leises „clackern“ zu hören ist, selbst ohne Last, also nur wenn Gerät unter Spannung, im Betrieb noch mehr.
    Wie gesagt, funktioniert, aber nicht passend. Vielleicht liegt es an dem hier schon erwähnten „nicht schaltfest“ welches erwähnt wurde, scheint mir plausibel. Auf jeden Fall demnach dann bei Ebay einen MKP 4 von Wima bestellt… funktioniert einwandfrei. Habe jetzt einen mit 1000 V genommen ( gibt es scheinbar nur in Rastermass 15 mm also biegen) geht aber bestimmt auch mit einem 630 V ( der hat dann 10 mm Rastermass).
    Also, würde empfehlen einfach bei Ebay suchen ( geht auch unter Yamaha Reparatur) und diesen MKP4 von WIMA 0,022 1000 (od. 630) nehmen.. passt.

    Noch mal Danke und liebe Grüße

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