Man glaubt es kaum. In Zeiten von IPads, Smartphones und MP3 Player gibt es auch im Bereich der klassischen Weißware noch Innovationen. So erst kürzlich nach umfangreicher Recherche herausgefunden im vermeintlich unspektakulären Bereich der Wäschetrockner.
Zuerst war ich noch der, im Nachhinein fast schon naiv anmutenden, Meinung praktisch nur zwischen Abluft- und Kondensationstrockner wählen zu können – was aufgrund mangelnder Anschlussmöglichkeiten die Entscheidung auf zweiteres fixierte. Mitnichten. In Zeiten des CO2 Sparens und der EU genormten Energielabels schwebt der Nettoverbrauch (bei einem Trockner muss abgesehen von nasser Wäsche nur noch elektrischer Strom exogen zugeführt werden) wie ein Damoklesschwert über marketingoptimierten Produktprospekten.
Um das viel umworbene Label „A“ zu erhalten sind gerade bei Trocknern einige Anstrengungen notwendig. So hat AEG eigentlich schon vor zwanzig Jahren die ersten Wäschetrockner auf Wärmepumpenbasis (WP) gebaut, damals waren diese – nicht zuletzt aufgrund spottbilliger Energiepreise – defacto unerschwinglich. Heute kommt man um diese Technologie nicht mehr herum, soll es denn ein „A“-Gerät werden. Im Prinzip funktionieren diese Geräte ähnlich einem Kühlschrank, die „warme Seite“ des Kältemittelkreislaufs wärmt die angesaugte Umgebungsluft auf um die Wäsche zu trocknen, die „kalte Seite“ wird dazu verwendet um die feucht-warme Luft abzukühlen und das aufgenommene Wasser kondensieren zu lassen. Herkömmliche Geräte arbeiten dagegen mit einem simplen Heizstab und der Umgebungsluft – je kälter desto besser. Darin begründet liegt auch die relativ hohe Ineffizienz, typischer Weise mit Energielabel „B“ oder „C“.
Je nach Isolierung der auf WP basierten Geräte unterschreiten diese den Grenzwert für das „A“ Label um bis zu 60%. Dies schlägt sich natürlich auch auf den Gerätepreis nieder, weshalb man schon sehr genau kalkulieren muss, ob sich der finanzielle Mehraufwand lohnt. Die Einstiegsklasse beginnt bei etwa €550.- auf der nach oben offenen „Geiz ist Geil“ – Skala.
Abgesehen von der grundsätzlichen Arbeitsweise, gibt es aber noch weitere Entscheidungskriterien die zu beachten wären:
- Ablaufschlauch:
Es sollte die Möglichkeit vorhanden sein, das Kondensat mittels Ablaufschlauch und Kanalanschluss automatisch abzupumpen, dadurch entfällt das manuelle Entleeren. - Innenbeleuchtung:
Da Trockner oft in dunklen Kellern stehen, ist es umso praktischer, wenn das Gerät über eine Trommelinnenbeleuchtung verfügt um nicht im Dunklen nach Wäsche suchen zu müssen. - Feuchtigkeitssensoren:
Früher wurde die Feuchtigkeit mehr oder minder genau über Elektroden gemessen, die an der Edelstahltrommel schleiften. Mittlerweile befinden sich diese innerhalb der Trommel, meist in der Nähe des Siebes, sodass der Luftstrom unmittelbar an diesen vorbei zieht. Das erleichtert die Wartung erheblich, weil der Verschleiß deutlich geringer ausfällt. - Programme:
Praktisch alle modernen Trockner arbeiten mit einer digitalen Steuerung, die je nach gewähltem Programm und den Werten aus den Sensoren ein optimales Trockenergebnis verspricht. Knitterschutz (regelmäßiges Drehen der Trommel nach Programmablauf), Zeitprogramme (Trocknungszeit manuell wählbar), Ecoprogramme (besonders geringer Energieverbrauch) sowie Auffrischprogramme (durchlüften der Wäsche mit warmer oder kalter Luft) sind defacto Standard. - Kondensator:
Das Herzstück eines Kondenswäschetrockners. Am Kondensator wird die durch die Trommel geführt, erwärmte und feuchte Luft abgekühlt, sodass das in der Luft transportierte Wasser kondensiert. Entsprechender Weise benötigen Kondensatoren alle paar Ladungen eine Extrareinigung. Um der Verschmutzung vorbzubeugen sind dem Kondensator ebenfalls ein oder mehrere Siebe vorgeschalten. Siemens (und die baugleichen Bosch) Geräte bieten hier ein besonderes Zuckerl: Wartungsfreie Kondensatoren (self cleaning condensator). Dabei wird das gefilterte Wasser im Kondensatbehälter dazu verwendet, den Kondensator bei jedem Trocknungsvorgang zu besprühen und damit zu reinigen. Ein manuelles Reinigen entfällt bzw. ist so nicht mehr möglich, ein Ablaufschlauch ist hier leider nicht vorgesehen. - Reversierautomatik:
Geräte, die mit Reversierautomatik ausgestattet sind, drehen die Trommel in beide Richtungen um ein Verklumpen der Wäsche zu vermeiden. - Siebe:
Hier gab es wohl den größten Innovationsschritt. Mittlerweile sind mehrstufige Siebe bzw. schwammartige Strukturen Standard um möglichst wenig Fusel, Haare und was sich sonst noch im Trockner befindet in den Luftstrom, zum Pumpensumpf oder den Kondensator durch zu lassen. Dieser Schmutz war bis dato der Hauptgrund, warum Trockner immer wieder ausfallen. Hier dürften alle Hersteller dazugelernt haben. Mindestens ein dreistufiges Siebsystem ist mittlerweile Standard. - Stapelbar:
Fast alle Trockner sind mit entsprechendem Zubehör mit Waschmaschinen des selben Herstellers zu einer „Wäschesäule“ kombinierbar. - Trommelbauart:
Hier kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, natürlich ist jede Trommel besonders schonend zur Wäsche. - Trommelgröße:
Typisch sind 7kg, manche Geräte können auch 8kg fassen. - Tür:
Mittlerweile ist eine Glastüre wie bei Waschmaschinen üblich. - Wärmepumpe:
Das Herz eines modernen Trockners. Hier gilt es vor allem auf die Qualität des Kompressors zu achten. Moderne Modelle verfügen über einen hochwertigen, bürstenlosen Antrieb der einen langjährigen sorgenfreien Dienst verspricht. Nach dem Transport des Trockners sollte man einige Stunden vor der Erstinbetriebnahme warten, damit sich das Kompressoröl im dafür vorgesehenen Sumpf setzen kann (wie beim Kühlschrank).
Wie man sieht, auch bei den klassischen Haushaltsgeräten gibt es immer noch Innovationen. Eines sei noch erwähnt für die Geizhalsgenerationen: Viele Hersteller bieten besondere Ausstattungsvarianten exklusiv über den Einzelhandel und verbieten diese über Onlineshops zu vertreiben. Damit will man dem Preiskampf etwas entgegenwirken, bei den Großketten kommen da nur die Billiggeräte zum Einsatz. Verhandeln lohnt aber allemal!