Kaum ein Elektrogerät zählt dermaßen zur Haushalts-Basisausstattung wie ein Kühlschrank. Selbst eingesessene Ökofreaks die statt fern-zusehen lieber ein Buch lesen, statt staubsaugen stets staub(ver-)wischen und statt einer PS3 lieber den Hund streicheln, selbst von diesem Typus Mensch haben fast alle (also unendlich viele außer endlich viele) zumindest einen Kühlschrank zu Hause. Und funktioniert er nicht mit Strom, dann eben mit Gas.
Was also tun, wenn der eine plötzlich versagt und nicht mehr kühlt sondern bestenfalls noch als dunkle Abstellkammer zu gebrauchen ist? Richtig. Einen neuen kaufen. Da diese Situation im Schnitt etwa nur alle 15 Jahre vorkommen sollte, ist das keine Katastrophe – denkste.
In fünfzehn Jahren durchläuft auch so ein relativ simples Gerät wie ein Kühlschrank einiges an Innovation und so muss man sich als angestrengter Konsument mit einigen Marketing Floskeln und technischen Termini abmühen die einen schnell an den Rand der Verzweiflung bringen können. Vor allem wenn man nicht unbedingt getreu dem Motto „Geiz ist geil“ das erstbeste, billigste Gerät kaufen will…
Deshalb hab ich auch ein paar der beworbenen „Killer Features“ zusammengefasst und erklärt, entscheiden muss man sich schließlich aber immer noch selbst.
Formfaktor
Bevor man sich noch in Details verheddert, muss man einmal mit sich selbst ins Reine kommen und grundsätzlich entscheiden, wie groß das Gerät denn werden soll. Der durch die amerikanischen Vorabendserien manipulierte Durchschnittskonsument träumt schnell von den so genannten „side by side“ Großgeräten ohne daran zu denken, dass die eigene 12m2 Küche damit wohl raumfüllend und luftdicht verschlossen werden könnte. Und ja, jeder Zentimeter zählt.
Grundsätzlich muss man zwischen Einbaugeräten und Freistehenden unterscheiden. Erstere gibt es zudem in den Ausführungen
- mit Schlepptürtechnik
Die Frontplatte bleibt mittels Scharnier am Küchenkorpus montiert und wird mittels Gleitschienen zusätzlich mit der Kühlschranktüre verbunden. - Festtür
Die Frontplatte wird direkt auf der Kühlschranktüre fix montiert. - ohne Verblendung
dabei wird keine, zur restlichen Küche passende Front angebracht. Der Kühlschrank steht aber integriert in einem Küchenschrank (z.B. unter der Arbeitsplatte).
Zusätzlich gilt es bei integrierbaren Geräten natürlich die Außenmaße zu beachten, wobei in Europa ein einheitliches Raster vorherrscht.
Allein stehende Geräte werden einfach an einen passenden Platz aufgestellt und wirken durch ihre pure Schönheit. Hoffentlich.
Verbrauch
Maßgeblich für die Bewertung des Energieverbrauchs ist wie bei allen Elektrogeräten das EU Energielabel. Aktuell gibt es eigentlich nur noch Geräte der Klasse „A“ am Markt, die meisten haben auch schon „A+“. „A++“ wird in den höherpreisigen Geräten angeboten, wobei ein Aufschlag von etwa €100.- zu „A+“ einkalkuliert werden sollte. Trotzdem sollte man auch immer den Nominalwert, angegeben in kWh, vergleichen.
Geräte mit „No Frost“ Technologie dürfen bei gleicher Kategorie bis zu 20% mehr verbrauchen, da die Energieeffizienz dank Abbauautomatik höher ist.
Mit dem Einzug der Invertermotoren auch in die Welt der Kühlschrankkompressoren wird die Effizienz gesteigert und gleichzeitig das Betriebsgeräusch gesenkt.
Im Falle eines Stromausfalls gibt es je nach Beschaffenheit der Isolierschicht eine unterschiedliche Notfallleistung – jene Zeit in Stunden, bis das Kühl-/Gefriergut eine kritische Temperatur erreicht. Aufgrund unterschiedlicher Materialien ist dies für den Laien schwer einzuschätzen, grundsätzlich gilt aber je dicker die Wände desto besser.
Geräusch
Kühlschränke sind im allgemeinen relativ leise, zu hören ist in erster Linie der Kompressor welcher im Normalfall aber nicht durchläuft, sowie eventuell ein eingebauter Umluftventilator. Bei offenen Wohnküchen ist der Geräuschpegel, in dBA angegeben (logarithmische Skala!), ein wichtiges Entscheidungsmerkmal. Zum Vergleich, im Schlafzimmer sollten nicht mehr als 20-30 dBA herrschen.
Gefrierfach
Je nach Bauart bietet der Kühlschrank ein integriertes Gefrierfach oder sogar einen eigenen Gefrierbereich, der separat zugänglich ist – eine sogenannte Kühl/Gefrierkombination. Die Gefrierleistung wird nach der Sternekennzeichnung beschrieben. Je mehr Sterne desto besser, drei sollten es aber mindestens sein.
Display / Steuerung
Aktuelle Kühlschrankgenerationen bieten eine exakte Temperaturkontrolle mit digitaler Anzeige, bei frei stehenden Geräten auf der Türaußenseite. Bei Kühl-/Gefrierkombinationen sollte der Kühlbereich getrennt von der Gefrierzone steuerbar sein, optimal ist zusätzlich ein Ventil womit ein Bereich ohne Einfluss auf den anderen vollständig abgeschaltet werden kann.
Modi für Schnellkühlen und -gefrieren gehören zum Standard, ähnlich wie Urlaubsschaltung, Kindersperre und Tür-offen-Alarm.
Umluft
Während Kühlschränke früherer Generationen alleine aufgrund der Thermodynamik im unteren Bereiche kältere und im oberen wärmere Zonen hatten, verhilft ein Ventilator mit Umluftbetrieb dazu, eine möglichst konstante Temperaturverteilung im Kühlraum zu erhalten.
Oft wird dies zusätzlich mit Aktivkohlefiltern kombiniert, wodurch die Luft auch gleich gereinigt und unangenehmen Geruch effizient entgegen gewirkt wird.
Der Ventilator trägt zudem zu einer Effizienzsteigerung in Kombination mit „No Frost“ System bei.
NoFrost
Kühlschränke mit „No Frost“ Eigenschaften werden vollkommen automatisch abgetaut. Man sollte darauf achten, dass sowohl der Kühl- als auch der Gefrierteil eingebunden sind. Dies erspart das mühsame manuelle Abtauen und erhöht nachweislich die Energieeffizienz. Der Benutzer muss nur etwa einmal im Jahr prüfen, ob der Kondenswasserablauf frei von Verunreinigungen um die Funktion des Systems zu gewährleisten.
Die Technik gilt mittlerweile als ausgereift und wird bereits auch im mittleren Preissegment verstärkt eingesetzt.
Beleuchtung
Langsam aber sicher setzen sich LED basierte Beleuchtung auch in Kühlschränken durch – eigentlich seltsam, bietet sich hier aufgrund der LED typisch niedrigen Wärmestrahlung einerseits, andererseits den geringen Leuchtmittelgrößen ein hervorragendes Einsatzszenario. In der Mittelklasse werden auch vermehrt Halogenleuchtmittel eingesetzt statt der veralteten Glühbirnen. Umgekehrt gibt es Kühlschränke, die die Wärmeleistung der Glühbirnen effektiv nutzen, z.B. zum Abtauen.
Mittels blauer und grüner LEDs werden Vitamine in den für Gemüse vorgesehenen Laden aktiviert und dadurch eine längere Haltbarkeit erreicht. Diese Funktion wird als „Vitaminsafe“ verkauft.
Blaue LEDs als Gesamtbeleuchtung werden gerne eingesetzt um den optischen Eindruck von Sterilität und damit Sauberkeit beim Konsumenten zu erreichen. Ob das blaue Licht allerdings wirklich das Bakteriumwachstum hemmt darf zumindest bezweifelt werden.
Antibakterielle Beschichtung
Eine meist mit Silberionen versehene Beschichtung der Innenraumwände soll das Wachstum von Bakterien hemmen. In der gehobenen Klasse gehört dies zum Ausstattungsstandart.
Extra Kühle Zonen
Aktuelle Kühlschränke bieten im unteren Bereich extra kühle Zonen an, in denen sich Gemüse oder Fleisch besonders lange halten soll. Sofern keine zusätzlichen technischen Systeme vorhanden sind, handelt es sich ausschließlich um einen Marketing Gag, denn generell sollten Gemüse und Fleisch im unteren Bereich des Kühlschranks aufbewahrt werden.
Teilweise wird dies jedoch auch durch entsprechende Feuchtigkeitsregulation erreicht. Im optimalen Fall ist die Temperatur aufgrund eines separaten Kühlkreislaufs auch getrennt regelbar.
Je nach Hersteller gibt es dafür unterschiedliche Bezeichnungen, wie Vitamin Safe, Cool’n’Fresh, Cool Zone, VitaFresh etc.
Eisspender
Schließlich gibt es noch die verschiedensten Varianten von Eisspendern. Von der simplen, selbst zu befüllenden Eiswürfelform über die sinnvolle Evolution der selbigen (in geschlossener Form; kein Ausschütten mehr möglich!) bis zu vollwertigen Crasheismaschinen mit Frischwasseranschluss gibt’s dabei alles. Erfahrungsgemäß ist letzteres allerdings nur in südländischen Gegenden mit hohen Partyaufkommen oder Betrieb einer Strandbar sinnvoll. Crasheismaschinen mit manuell zu befüllenden Wassertank sind aus hygienischen Gründen eher problematisch.