Endlich! Anfang August dieses Jahres wahr es soweit: Drakensang – die Computerumsetzung des PnP Systems "Das Schwarze Auge" wurde veröffentlicht.
Nachdem mit der Nordlandtriologie bereits drei mehr oder weniger erfolgreiche Versuche unternommen wurden, dem PC Spieler das Fantasy Rollenspiel näher zu bringen, und eine Fortsetzung dieser mehrmals begonnen, aber immer wieder eingestellt wurde (Stw. Armalion, LMK) startete dtp mit Drakensang einen neuen Anlauf.
So wie viele DSA Begeisterte auch, hab ich natürlich die Nordlandtriologie trotz aller Für und Wider durchgespielte und freut mich schon darauf, die alten Savegames wieder auszugraben um mit der alten Party Drakensang zu spielen – Fehlanzeige. In Drakensang beginnt man ein völlig neues Abenteuer und das am Anfang noch dazu alleine.
Im Laufe des Spieles schließen sich dann weitere Weggefährten einem an, teilweise auch nuch als "Gastcharaktere", die von der KI gesteuert werden und nur für die Erfüllung einer Queste zur Verfügung stehen. Andere schließen sich direkt der Party an und können vom Spieler wie die "eigene Figur" manipuliert werden.
Den Hauptprotagonisten kann und muss man zu Beginn aber selber wählen. Zur Auswahl stehen rund ein Dutzend verschiedene Professionen und bei den meisten auch beide Geschlechter. Durch die entsprechende Wahl werden verschiedene Werte automatisch vorgegeben: Rasse und Kultur aber auch die acht Basiseigenschaften. Im Expertenmodus erlaubt das Spiel dann den gezielten Eingriff in die verschiedenen Charakterwerte. Dabei kann die automatisch vorgenommene Steigerung von Stufe 0 auf 1 durch Rücksetzen der selbigen der Charakter gezielt gestaltet werden, wenngleich auch in geringem Aumaß als dies noch im Vorgängerspiel der Fall war.
Von den Talenten wurden die wichtigsten aus dem DSA Regelsystem übernommen, die auch im Spiel gezielt eingesetzt werden und das Geschehen beeinflussen können. Das System der Lehrmeister um unbekannte Talente zu erlernen wurde ebenso übernommen, wie das Entwickeln von Sonderfertigkeiten. Je nach Held kann man außerdem das Schmieden und den Bogenbau erlernen bzw. sich Anleitungen erkaufen um so eigene Gerätschaften zu bauen. Für Alchemie gilt das gleiche, und auch das System der Zaubersprüche wurde etwas entschlackt aus dem PnP Vorbild übernommen.
Im Spiel selbst gibt es eine durchgehende Storyline (Multiplayer wird nicht unterstützt), die durch verschiedene Nebenquesten erweitert wird. Gerade am Anfang des Spieles bekommt gleich recht viele von zweiterem um dem Helden die Möglichkeit zu geben, rasch zu Abenteuerpukten zu kommen, die jederzeit für die Steigerung verwendet werden können. Dies ist zwecks Spielfluß etwas abgewandelt vom Original. Leider wurde bei der Dramaturgie bei den Aufgaben etwas gespart, zuviel Tiefgang sollte man sich nicht erwarten.
In diese Bresche schlägt auch die Umsetzung der Kommunikation mit NPCs. Diese ist zu Beginn der Dialoge bei relevanten Personen noch digitalisiert, danach darf man sich durch Dialogtexte durchklicken, wobei hohe Eigenschaftswerte, bei Etikette, Betören u.ä. mehr Auswahlmöglichkeiten eröffnen. Nebendarsteller erzählen überhaupt nur einen nicht beeinflussbaren, dafür digitalisierten Text.
Dies trägt leider nicht immer positiv zur Schaffung einer Athmosphäre bei. So laufen auch in den Städten relativ wenige NPCs herum und verschwinden shlicht vor Gebäuden, um anzuzeigen, dass diese wo hineingegangen sind, wo der Held nicht reinkommt.
Apropos Held, die Steuerung des selbigen ist leider auch nicht im einfach, speziell was die Kameraperspektive in engen Räumen betrifft. Wird die Konstellation Held – Kamera unmöglich, so greift die Engine ein und verändert die Kamera, was u.U. schon verwirrend sein kann. Auch die Anordnung der einzelnen Partymitgliedern entspricht immer der selben Reihung.
Kämpfe werden grundsätzlich gemäß dem DSA System rundenbasierend durchgeführt (AT/PA). Diese laufen automatisch, voll animiert ab, der Spieler hat jederzeit die Möglichkeit zu pausieren, Kommandos zu erteilen oder die Ausrüsten der Helden zu ändern. Boni und Malus auf die Proben, aufgrund Rüstungsschutz, Behinderung, etc. werden sehr detailliert in die Berechnung mit eingearbeitet. Die Talentproben mittels Würfelwurf werden dabei im Hintergrund automatisch durchgeführt, können aber mittels Konsole jederzeit angezeigt werden.
Über die so genannte "Hotbar" können Gegenstände und Sonderfertigkeiten auf Knopfdruck verfügbar gemacht werden. Für die Anwendung einiger Talente (wie Wunden heilen) ist dies sogar Voraussetzung (Verband in der Hotbar).
Viel Detail wurde auch in die Darstellung der Ausführung von Zaubersprüchen gesteckt, hier blitz und kracht es ordentlich. In manchen Belangen merkt man dem Spiel die durchaus lange Entwicklungszeit an, während man in anderen wieder den Detailreichtum vermisst – schade. Die Grafikengine an sich ist state of the art, wenngleich immer wieder Clippingfehler auftreten.
Detailfehler gibt es leider genug so z.B. dass das Ernten von Pflanzen oder Ausnehmen von Tieren eben mal einige Meter entfernt von diesen auch funktioniert. Abgehen wird einem auch die Möglichkeit, die Automap mit selbst geschriebenen Kommentaren zu versehen. Das hatte man schon bei der legendären Ultima Underworld Serie…
Dafür gibt es auch enige erfrischende Ideen, wie jene, dass man nach einiger Zeit Besitzer eines Stadthauses wird. Dieses kann man benutzen, um Gegenstände, die das Helden Inventory sprengen zu lagern und Partycharakter abzustellen.
Ein absolut leidiges Thema ist wieder mal der Kopierschutz. Ohne DVD im Laufwerk ist das Spiel nicht ausführbar. Und noch schlimmer. Lädt man sich einen noCD Crack aus dem Internet, so hat dies Einfluss auf den Spielablauf, sodass man irgendwann mal ansteht mit einem korrupten Savegame, weil etwas nicht passiert, was passieren sollte. Im Supportforum gibt es dazu hitzige Threads, da dies auch bei nicht gecrackten Spielen auftritt.
Tipp: Wo ist Barla?
Eine wichtige NPC, die bei Spielständen mit noCD Crack nicht erscheint. Mit einem SQL Editor kommt sie trotzdem…
Fazit
Den Entwicklern ist es gelungen, das recht komplizierte DSA Regelsystem in ein sehr flüssig spielbares PC Game zu transferieren. Auch Nicht-DSA-Kenner sollten sich schnell zurechtfinden. Das Anwenden der Heldentalente macht viel Spaß und eröffnet entsprechende Freiräume. An der seichten Storyline und Athmosphäre ändert das das aber nicht viel. Trotz langer Entwicklungszeit hat das Spiel leider auch viele Hacken, die Implementierung des Kopierschutzes ist inakzeptabel. DSA Fans werden sicherlich zugreifen, die offenen Kritikpunkte sollten durch Patches möglichst schnell ausgebügelt werden. Bleibt zu hoffen, dass die erschaffenen und weiter entwickelten Helden auch mal zukünftige Abenteuer bestreiten dürfen.