Navigationssysteme freuen sich steigender Beliebtheit, so ist es auch kein Wunder, dass man scheinbar günstige Angebote mittlerweile auch bei den Diskontern erhält.
Da mein betagter PDA MD96700 schon in vielen Punkten nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprach, bemühte ich mich in einen Hofermarkt ums Eck (mittlerweile sprießen die ja wie die Schwammerl) um eines der normaler Weise heiß begehrten Geräte zu erlangen. Diesmal dürfte sich die Euphorie in Grenzen halten, denn selbst nach drei Tagen gab es noch genug Geräte zu kaufen.
Nun denn, 229 Euro sind ja auch nicht gerade ein Schnäppchen, aber die Werbung versprach diesbezüglich ja einiges an Gegenleistung. Die Verpackung ist schnell geöffnet und der Inhalt offenbarte sich wie folgt:
- PNA (also das Gerät selbst)
- 1GB SD Karte
- Halterung fürs Auto (mit Saugnapf und Touchpen)
- TMC Antennenkabel
- USB KFZ Ladekabel (inkl. Ersatzsicherung)
- Tasche für den PNA
- 2 CDs mit Software
- Handbuch und Werbung
Montage im Auto
Die mitgelieferte Halterung macht einen sehr stabilen Eindruck, wenngleich der Saugnapf etwas klein wirkt. Dank des geringen Gewichts des PNAs hält das Teil aber sehr fest.
Absolut nicht gefallen hat die Lösung der Anschlüsse: Leider werden alle Kabel (USB, TMC) direkt am Gerät angeschlossen. Dadurch muss man beim Entnehmen des PNAs aus der Halterung immer alle Kabel extra entfernen. Unglücklich gewählt ist noch dazu der Anschluss der TMC Antenne, die mittig am linken Rand erfolgt (Buchse wird auch als Kopfhöreranschluss verwendet; mit Gummiabdeckung). Dafür ist die Grundplatte der Halterung kompatibel zu anderen Medion Geräten.
Das KFZ Ladekabel (5V/0,8A) hat einen runden Anschluss für den Zigarettenanzünder, in etwa gleich groß wie der Stecker (passt daher auch gut in schräge Anschlüsse, z.B. VW Passat). Eine LED zeigt am Anschluss den Betriebszustand (gemäß derer immer Strom gezogen wird), eine Ersatzsicherung wird mitgeliefert.
Das Gerät selbst
Wie schon erwähnt überrascht erstmal das sehr geringe Gewicht, wirkt dadurch fast schon billig. Der Akku ist leider ohne Schrauber (Garantieverlust) nicht zu wechseln. Auf der oberen Gehäuseseite befindet sich mittig der SD Karten Slot (kein dezidierter SDHC Support). Gleich daneben findet man den einzigen Knopf: er dient zum Ein- und Ausschalten. Auf der Front finden sich Touchscreen, Micro, sowie zwei LEDs (Netz, Bluetooth).
Enttäuschend ist die Qualität des Lautsprechers, der eher dem eines Telefonapparates anno 1900 Konkurrenz machen könnte. Die Stimmen und Töne klingen extrem blechern, wie wenn das Ding einfach hoffnungslos übersteuert würde. Durch Reduzierung der Lautstärke auf ein Minimum wird die Navigationsstimme zwar erträglicher, aber auch leiser. Und Systemklänge sind davon sowieso unbeeindruckt.
Der initiale GPS Scan nach dem erstmaligen Auspacken dauerte einige Minuten, danach ist das Gerät sehr schnell (einige Sekunden), wenn es einmal den GPS Link verloren hat.
Das Display bietet mit einer Diagonalen von 11 cm ein kontrastreiches nicht zu stark spiegelndes Bild mit allerlei Informationen. Bei schräg einfallendem Sonnenlicht ist die Erkennbarkeit wie bei fasten allen Navis schwierig. Einige Symbole sind so winzig, dass man fast schon eine Lupe benötigt. Der Touchscreen läßt sich kalibrieren und funktioniert einwandfrei.
Navigieren
Als Navigationssoftware kommt bei Medion Geräten mittlerweile das hausinterne GoPal zum Einsatz, bei diesem in der Version 4.3A-30510. Der Start dauert einige Sekunden, ist aber durchaus erträglich. Danach wird man noch von 2 Warnungen genervt, bevor es endlich losgehen kann.
Auf der mitgelieferten SD Karte befinden sich Navteq Karten für alle europäischen Länder, Stand Q2/07. Das Gerät beherrscht dabei das "seamless" Navigieren, d.h. über Grenzen hinweg, ohne die Karte manuell zu wechseln.
Dafür wird man in Tunnels leider alleine gelassen. Eine Interpolation aufgrund der Einfahrgeschwindigkeit findet nicht statt.
Der Spurassistent hat in den ersten Tests den üblichen Eindruck hinterlassen. Manchmal hätte man ihn gerne, manchmal braucht man ihn nicht. Ebenso die Anzeige der Geschwindigkeitsbeschränkung, die sich nicht immer mit der Realität deckt. Beides dürfte aber eher dem Kartenmaterial anzulasten sein. Eine Warnung für’s "Heizen" kann man auch einstellen, leider aber nur ein fixer Wert (wählbar in 5km/h Abständen), andere Lösungen unterscheiden zumindest Freiland vom Ortsgebiet.
Die Software bietet grundsätzlich zwei Darstellungsvarianten: 2D (Vogelperspektive) und 3D (projiziert auf schiefe Fläche). Im 2D Modus gibt es drei verschiedene Varianten in Bezug auf die Karte: genordet, in Fahrtrichtung oder "smart". Im 3D Modus ist stets die mittlere aktiv, wobei immer ein Minikompass gen Norden weist. Höhenunterschiede werden nicht dargestellt.
Je nach Situation wird in unterschiedlicher Zoomstufe gezeichnet. Der Autozoom kennt dabei drei mögliche Einstellungen, wobei erstere zu empfehlen ist: nah, mittel, weit.
Es gibt ein Tag- und Nachtdesign, sowie eine automatische Umschaltung, deren Trigger sich mir bis dato noch nicht erschlossen hat. Die Displayhelligkeit kann für beide Situationen getrennt geregelt werden.
Des weiteren gibt es verschiedene Möglichkeiten die Navigationshinweise anzuzeigen: Karte, Pfeile, beides (Splitscreen), sowie dynamisch. Gesprochen werden sie ohnedies immer.
Im Navigationsmodus werden stets TMC-, Batterie-, sowie GPS Status angezeigt. Ersteres dient auch als (sehr kleiner) Button zu den TMC Meldungen, letzteres öffnet einen Kompass. Weiters gibt es eine Anzeige der Zielzeit, aktuelle Geschwindigkeit, durchschnittlicher Geschwindigkeit, Distanz bis Ziel und Zeit bis Ziel.
Über den Touchscreens stehen Buttons für das Haupt- und Quickmenü, Lautstärke, Zoomlevel, Telefon, und Darstellung zur Verfügung. Da Quickmenü kann bis zu einem bestimmten Grad umkonfiguriert werden, bietet aber von Haus aus sinnvolle Funktionen (z.B. Tankstelle, POIs, TMC Meldungen).
Über einen längeren Druck auf die Karte kommt man in den Spracheingabemodus (akustisch angedeutet), wodurch sich das Gerät durch Sprachkommandos sehr komfortabel aber nicht unbedingt immer schneller, steuern läßt. Immerhin, dies funktioniert auch ohne vorheriges Training erstaunlich gut.
Routing
Die Zieleingabe erfolgt durchaus intuitiv (Land – PLZ/Stadt – Strasse – Nummer, alternativ über GPS Koordinaten) und wird durch die in der Datenbank zur Verfügung stehenden Adressen eingeschränkt – und das recht flott, nach jedem Buchstaben.
Das Ziel lässt sich jederzeit über das Menü ändern, ebenso lassen sich neue POIs ansteuern. Auch die Route kann jederzeit geändert werden. Dies ist natürlich auch passiv durch Nichtbefolgung der Anweisungen machbar. Das Gerät reagiert im angemessenen Rahmen und berechnet recht schnell neue Routen. Gibt es aufgrund der gewählten Einschränkungen mal keine Möglichkeit mehr, wird dies auch entsprechend gemeldet.
Bezüglich der Einschränkungen lassen sich – neben der Möglichkeit, jederzeit Abschnitte zu sperren – einige Optionen wählen. So gibt es die Möglichkeit nach Fahrzeugtyp (PKW, Motorrad, Fahrrad, Fußgänger) und Art der Route (kurz, schnell, ökonomisch) das Routing grundsätzlich zu beeinflussen. Ebenso lassen sich Fähren, Autobahnen und Mautstraßen meiden. Die Stauumfahrung mittels TMC läßt sich zwischen automatisch und manuell um- oder auch vollständig abschalten.
Bei den bislang gefahrenen Testrouten überzeugte übrigens am ehesten die Einstellung "kürzeste Route". Ob und wie weit das Navi die Routen anhand des Strassentyps oder Faktoren wie durchschnittlicher Auslastung bewertet, ließ sich nicht feststellen.
Praktisch: Für oft verwendete Ziele, lassen sich Favoriten anlegen, die in verschiedenen Menüs schnell zugängig sind.
Für alle GPS Geeks lassen sich GPS Tracks auch aufzeichnen, eine Fahrtenbuchfunktion fehlt allerdings. Schließlich gibt es auch noch die Möglichkeit der Routensimulation, mit deren Hilfe sich die gewählte Route vorab abfahren lässt.
Goodies
Neben der Hauptfunktion als Navigationshilfe, bietet das Gerät noch folgende Funktionen:
- Videoplayer
- MP3 Player
- Bildbetrachter
- Alarmuhr
- Sudoku
- Polyglott Travel Guide (v4.5.0.0-6739)
- Bluetooth Freisprecheinrichtung
Fazit
Das Medion Gerät hinterlässt einen recht guten Eindruck, wenngleich man einige sinnvolle Features vermisst, dafür gerne auf das ein oder andere Goodie verzichten würde. Der Preis ist sicherlich ein überzeugendes Argument.